Gerd Böttcher | de

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Gerd Böttcher (* 18. Juli 1936 in Berlin; † 26. Februar 1985 in Dortmund) war ein deutscher Schlagersänger.

Gerd Böttcher wuchs in Berlin auf und machte nach dem Schulabschluss zunächst eine Gärtnerlehre. Anschließend nahm er Gesangsunterricht, trat unter dem Pseudonym Tino Merano mit Schlagern in Kneipen auf und war Sänger des Tanzorchesters von Hans Karbe. Der Komponist, Orchesterleiter und Musikproduzent Werner Müller vermittelte ihm 1960 einen Plattenvertrag bei der Decca.

Seine erste Single mit der deutschen Version des Klassikers Jambalaya von Hank Williams wurde noch unter Böttchers Künstlernamen aufgenommen. Produzent Müller entschied jedoch, dass letztlich Böttchers echter Name auf dem Plattenetikett zu lesen war. Die Schallplatte schaffte den Sprung in die deutsche Hitparade. Eine textgleiche Version von Gerhard Wendland war bereits 1953 ein großer Hit. Gleichzeitig veröffentlichte die Decca unter dem Namen Werner Müller und Chorus eine Single, auf der Gerd Böttcher als Solosänger zu hören war. Werner Müller erkannte das Talent des sympathischen Nachwuchssängers und begab sich auf die Suche nach einer geeigneten Marktlücke.

Noch bevor die Rock ’n‘ Roll-Welle Deutschland wirklich erreichte, wurden die amerikanischen Charts um 1959 wieder zunehmend von sanfterer Popmusik dominiert. 1960 eroberte Elvis Presley mit It's Now or Never (’O sole mio) weltweit die Hitparaden. Peter Kraus und Ted Herold, die bis dahin viele Coverversionen von Elvis-Titeln veröffentlichten, schienen für eine Interpretation des italienischen Klassikers nicht geeignet. Schließlich war es Werner Müller, der im Herbst des gleichen Jahres mit Gerd Böttchers Ich komme wieder eine gelungene Adaption des Hits auf den Markt brachte. Der Sänger konnte damit einen weiteren Achtungserfolg verbuchen. Bis 1962 sollte Böttcher folgende fünf Presley-Titel aufnehmen:

* Ich komme wieder (Original: It’s Now or Never)
* Adieu, Lebewohl, Goodbye (Original: Tonight’s so Right for You)
* Ich such dich auf allen Wegen (Original: Surrender)
* Rock-A-Hula-Baby (mit Detlef Engel; Original: Rock A Hula Baby)
* Du schaust mich an (Original: She’s Not You)

Erstmals unter die ersten zehn Hitparadenplätze kam Böttcher 1961 mit Adieu, Lebewohl, Goodbye, dessen Melodie auf der Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach basierte. Das Label Fontana brachte wenig später eine textgleiche, jedoch langsamer arrangierte Version von Peter Beil auf den Markt.

Böttchers erfolgreichstes Jahr war 1962, als er mit Geld wie Heu, der Coverversion von Pat Boones Johnny Will, bis auf Platz 2 der Hitlisten vorstieß und insgesamt 25 Wochen notiert wurde. Ähnlich erfolgreich war Für Gaby tu’ ich alles (Platz 4 und 23 Wochen notiert), bei dem es sich um einen Titel handelte, den Werner Müller unter seinem Pseudonym Heinz Buchholz komponierte. Den Text schrieb Hans Bradtke.

Zu Böttchers populärsten Decca-Aufnahmen gehörten auch zehn Duette mit Detlef Engel. Erfolgreich war Böttcher vor allem mit Coverversionen US-amerikanischer Hits von Burt Bacharach, Chubby Checker, The Everly Brothers, Ricky Nelson, Buck Owens, Cole Porter, Johnny Tillotson und anderen. 1963 trat Böttcher mit dem von Alexander Gordan komponierten Schlager Mach nicht Hochzeit ohne mich bei den Schlager-Festspielen in Baden-Baden an. Obwohl das Lied nur auf dem 12. und damit letzten Platz landete, wurde die Single in den Hitparaden notiert. Auf der B-Seite befand sich der Titel Auf der Hacienda fehlt eine Frau von Billy Mo, der beim Wettbewerb auf dem achten Platz landete. Bis 1965 produzierte Werner Müller insgesamt 24 Singles mit Gerd Böttcher. Die Hälfte davon schafften den Sprung in die Charts. Damit war Böttcher der erfolgreichste deutsche Vertreter des sogenannten Highschool-Rock ’n‘ Roll. Er trat in populären Fernsehsendungen auf, wie 1961 in der Treffpunkt Telebar und 1963 in der Caterina Valente-Show Bonsoir Kathrin.

Mit dem Aufkommen der Beatmusik um 1964, brach der Absatzmarkt deutschsprachiger Musik rasant ein. Wie die meisten deutschen Plattenproduzenten reagierte auch Werner Müller unbeholfen auf den neuen Trend. So entstanden kuriose Aufnahmen wie das Lied Nur keine Beatle-Frisur oder die deutsche Version des Hits Pretty Woman von Roy Orbison, mit denen Böttcher keine Verkaufserfolge mehr erzielen konnte.

1966 wechselte Böttcher kurzzeitig zur Plattenfirma Polydor. Dort entstanden zwei Singles mit Kompositionen von Joachim Heider und Michael Holm, von denen immerhin eine in die Hitparade gelangte. 1967 unterschrieb Böttcher einen Plattenvertrag bei der erst 1964 gegründeten Hansa Musik Produktion. Mit den von Dieter Zimmermann produzierten und komponierten Liedern Bitte sag mir noch nicht gute Nacht und Romantische Stunden verbuchte Böttcher letztmalig Erfolge in den Charts. Sein 1968 veröffentlichtes Stück Wenn die Sehnsucht beginnt, eine Coverversion des britischen Nummer-eins-Hits Let the Heartaches Begin, geriet zu einem erneuten Misserfolg.

Im gleichen Jahr erfolgte ein erneuter Wechsel, diesmal zum Plattenlabel Metronome. Obwohl Böttcher mit jungen Komponisten wie Dieter Zimmermann, Michael Holm oder Giorgio Moroder zusammenarbeitete und in diesem Zeitraum zahlreiche Auftritte in Diskotheken absolvierte, gelang ihm kein nennenswerter Erfolg mehr. Daran konnten auch mehrere Auftritte in der ZDF-Drehscheibe und am 18. Oktober 1969 in der ZDF-Hitparade nichts ändern. Ab 1970 erschienen vier, unter anderem von Howard Carpendale produzierte Singles bei EMI Columbia. Aber auch mit diesen Liedern blieb Böttcher ein Comeback verwehrt. Ab 1972 war Böttcher ohne Plattenvertrag. Es folgten Probleme mit Alkohol und dem Finanzamt sowie die Scheidung seiner ersten Ehe. 1974 wurde in der Regenbogenpresse berichtet, dass der einst erfolgreiche Sänger wieder in seinem gelernten Beruf als Gärtner arbeite. 1976 veröffentlichte die Ariola mit dem von Drafi Deutscher komponierten Schlager Tanz noch einmal Rock ’n’ Roll mit mir Böttchers letzte aufwendig produzierte Single.

Mit der Hilfe eines Freundes und seiner zweiten Ehefrau, konnte Böttcher ab Ende der 1970er Jahre wieder ein geordnetes Privatleben führen. Im Zuge des 50er-Jahre-Revivals in den frühen 1980er Jahren, trat Böttcher wieder mit seinen alten Hits auf Konzerten und im Fernsehen auf. Kurz nach einem Auftritt als Karnevalsprinz in seinem Wohnort Werne starb der 48-jährige Gerd Böttcher am 26. Februar 1985 in Dortmund an Nierenversagen. Inzwischen sind seine kompletten Aufnahmen auf verschiedenen CDs bzw. über Online-Musikdienste erhältlich. .