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ESG

Gegründet Ende der Siebziger in der South Bronx, wurde die aus den drei Scroggins-Schwestern und ihrer Mutter bestehende Band zu einem der seltenen Crossover von Punk einerseits und Rap beziehungsweise HipHop andererseits, wurden und werden ESG (für "Emerald, Sapphire, Gold") neben etwa James Chance und BUSH TETRAS im Kontext der damaligen No Wave-Szene wahrgenommen, auch wenn das Familienunternehmen eigentlich keinen Punk-Background hatte, von einer D.I.Y.-Attitüde mal abgesehen.

Vier schwarze Schwestern aus der Bronx spielen Funk - und werden dafür von der überwiegend weißen und männlichen Post-Punk-Bewegung abgefeiert. Ihr Name, ESG, steht für Emerald, Sapphire, Gold - also Opulenz und Überschwang. Dabei ist ihr Sound absolut schlank und minimalistisch. Die Geschichte von ESG steckt voller Widersprüche - fangen wir am besten vorne an.

Renee, Valerie, Deborah und Marie Scroggins werden Ende der 70er von ihrer Mutter zur Musik gebracht. Vor allem, um sie von den lebensgefährlichen Straßen der Bronx fernzuhalten. Die vier Teenager lieben James Brown, wollen aber keine Cover spielen - weil sie Angst haben, dass jemand ihre Fehler bemerkt. Also treten sie mit eigenen Songs bei Talentwettbewerben auf. Eines Abends werden sie entdeckt von Ed Bahlman, dem Besitzer des Post-Punk-Plattenladens und -labels 99 Records.

Bahlman bucht die Scroggins-Schwestern im Vorprogramm von englischen Größen wie Gang of Four oder Public Image Limited. Die sind ziemlich aus dem Häuschen. Nicht nur wegen der unglaublich schlanken Songs, die von nichts außer Bassline und Rhythmus zusammengehalten werden, sondern auch von der Tatsache, dass die Schwestern meistens ihre Mutter samt Sandwiches dabei haben. ESG, das ist eben ein generationenübergreifendes Familienunternehmen.

Auf einige EPs folgt 1983 mit "Come Away With ESG" die erste und wichtigste LP: elf kurze Minimal-Funk-Perlen, wenig Gesang, wenig Gitarre, viel Bass, viel Schlagzeug. Während andere Post-Punk-Bands Entfremdung und den bösen Kapitalismus besingen, geht’s bei ESG auch textlich vor allem um eines: Groove. Tanzen, ausgehen, vielleicht noch ein bisschen Liebe - das war's. Ziemlich erfrischend zwischen all dem Pessimismus, Nihilismus und Artverwandtem.

Wichtig sind aber nicht die Texte, sondern der Beat. Und weil der bei ESG passt, werden sie gesampelt, was das Zeug hält: Von Ice T bis Ice Cube, von Ugly Duckling bis Beastie Boys - sie alle bedienen sich bei den Scroggins-Schwestern. Die sehen dafür wenig bis gar kein Geld und kommen über den gehobenen Geheimtippstatus nie hinaus. Dieses Dilemma verarbeiten sie in den 90ern sogar im Titel einer EP: "Sample Credits Don't Pay Our Bills" - von Erwähnungen im Booklet lässt sich eben keine Miete bezahlen.

Warum es für das Familienunternehmen Scroggins nie so ganz geklappt hat? Vielleicht weil Pop immer irgendeinen fancy Überbau braucht - oder zumindest ein vermarktbares Gesicht, eine Projektionsfläche für unerfüllte Träume. ESG aber waren - und sind immer noch - einfach nur Schwestern aus der Bronx, die Musik lieben. Und an der kann es auf gar keinen Fall gelegen haben.

Discographie
Albums

1983: Come Away with ESG
1991: ESG
2002: Step Off
2006: Keep on Moving

Live albums

1995: ESG Live!

EPs

1981: ESG
1982: ESG Says Dance to the Beat of the Moody
1992: Sample Credits Don't Pay Our Bills
2011: Franz Ferdinand Covers E.P.


Compilations

2000: A South Bronx Story
2007: A South Bronx Story 2 – Collector's edition: Rarities
2010: Dance to the Best of ESG

Appearance

2010: Renee Scroggins appears on Gaëtan Roussel's 'GINGER' album
track 03- Si l'on comptait les étoiles.
track 08- DYWD

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