Betty Blitzkrieg | de

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Meine Musik ist aus einem Teig gemacht, der Leck mich am Arsch heißt"

Sein Vater ist ein italienischer Mafiapate. Seine Mutter, eine Hure, starb bei seiner Geburt auf einem Bahnhofsklo an einer Überdosis. Seine Hebamme, eine Voodoo-Priesterin, adoptierte ihn daraufhin und gab ihm den Namen Betty. Betty Blitzkrieg. Wer so ins Leben startet, aus dem können eigentlich nur zwei Dinge werden: Zuhälter oder Rockstar. Betty Blitzkrieg wurde zunächst ersteres – schon mit 16 Jahren verdienten ihm seine Huren auf dem Prager Strich die erste Million. Jetzt, 2009, will er Rockstar werden.

Mit einer weißen Kriegsbemalung auf der rechten Wange, einem tättowierten Penis und Musik, die aus "Leck mich am Arsch-Teig" gemacht ist. In seiner ersten Single, der Partyhymne "Wir feiern anders" singt Betty: "Ich will rocken, weil ich glaub, yeah ich werd von Rock gebraucht". Und warum er dem deutschen Rock zu Hilfe kommen muss, erklärt er so: "In Deutschland sind alle heute so nüchtern und harmlos und genauso klingt auch die Musik. Hier ist nichts los außer weinerliche, peinliche Studenten und schlechte Ami-Abklatsche. Wenn diese ganzen Schülerbands die deutsche Musiklandschaft repräsentieren, müssen Attentäter her. Man sollte ihnen allen die Nasen brechen." Seine "Leck mich am Arsch"-Songs sind das Werk eines musikalischen Meisterdiebes: "Ich habe alles geklaut. Ich klaue Falcos Stimme, und wenn es sein muss, auch seinen Dialekt. Die Gitarre von Prince oder Michael Jacksons Unterhose. Ich bin ein Dieb und mir ist das alles egal. Soll’n die sich doch beschweren.

"Das Ergebnis seines Raubzugs klingt nach Punk-Rock, den Achtziger Jahren, Falco, Ideal und harten Gitarren – auch wenn Betty es anders zusammenfasst: "Meine Musik ist total kommerziell – Pop, Pop, Pop!" Betty Blitzkrieg singt deutsch – allerdings klingt das streckenweise so, wie sich Hauptschul-Talkgäste oder die Opfer der Supernanny üblicherweise artikulieren: "Wir tun nicht von den anderen Kindern lernen, wir tun nicht, was die anderen Kinder will!". Betty: "Mag sein, dass meine Musik deswegen pubertär wirkt. Aber mir ist es lieber, Tun-Worte zu benutzen als diesen ganzen durchdachten Räucherstäbchen-Erdtöne-Scheiß zu texten." Betty Blitzkrieg ist beinahe widerwärtig arrogant. Sagt Sätze wie "Wenn jeder so wäre wie ich, gäbe es keine Probleme mehr" oder "Ich scheiße Johannes B. Kerner auf den Tisch, wenn ich finde, dass der Moment passt". Doch er sagt das mit einem so fetten Grinsen auf dem Gesicht und verpackt seine Attacken so charmant, dass man sich nie ganz sicher ist, ob er es ernst meint oder alles nur ein großer Spaß für ihn ist. Vielleicht hat er sich auch deswegen den Titel seinen Albums, "Voodookind" auf den linken Mittelfinger tätowieren lassen. Formt er damit einen Stinkefinger, macht er gleichzeitig Werbung für seine Platte. Witzig. Und provokant. Betty: "Ich provoziere immer und überall. Egal, was ich tue."

Und in der Hinsicht tut er einiges. Da wäre nicht nur sein Nachname – manche seiner Songs erinnern an Soldatengesänge, Marschmusik und er zitiert die Nationalhymne. Da liegt die Vermutung nahe, dass Betty mit rechten Klischees spielt. Doch das weißt der Musiker weit von sich: "Ich wäre der Erste, der sich „Nazis raus“ auf die Stirn tätowieren würde – so sehr beziehe ich da Stellung. Ich bin absolut nicht rechts. Ich will keine rechten Plattenkäufer. Keiner der, der rechts ist, soll auf meine Konzerte kommen." Alle übrigen, die zu den Konzerten kommen, erwartet die hitverdächtigste Publikumsbeschimpfung aller Zeiten: Zusammen mit Techno-Gott Westbam hat Betty den Song "Ze Glam" aufgenommen. Darin heißt es: "Ihr Ficker, gefällt euch das? Kriegt ihr gern euer Gesicht in die Kacke gedrückt?".
Ja. Das gefällt euch. .

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